19.09.2025

Berufsgenossenschaft

Sobald du Mitarbeitende beschäftigst, musst du deinen Betrieb innerhalb einer Woche bei der zuständigen Berufsgenossenschaft melden. Sie übernimmt den gesetzlichen Unfallversicherungsschutz. Wir helfen bei der Zuordnung zur passenden Berufsgenossenschaft und beim Ausfüllen der Anmeldeunterlagen.

Wann die Anmeldung bei der Berufsgenossenschaft verpflichtend ist

Sobald du auch nur eine Person in deinem Unternehmen beschäftigst, greift die Pflicht, dich bei der zuständigen Berufsgenossenschaft anzumelden. Diese Pflicht gilt unabhängig davon, ob es sich um Vollzeit-, Teilzeit-, Mini- oder Midijobber:innen handelt. Auch Praktikant:innen, Auszubildende und geringfügig Beschäftigte sind einzubeziehen. Die Anmeldung muss innerhalb einer Woche nach Betriebsstart erfolgen, damit der gesetzliche Unfallversicherungsschutz greift. Selbst wenn du ausschließlich Familienangehörige beschäftigst oder saisonale Kräfte einsetzt, bist du anmeldepflichtig. Verzögerungen können zu Bußgeldern führen und im Ernstfall deinen Betrieb finanziell stark belasten.

Aufgaben und Leistungen der Berufsgenossenschaften

Berufsgenossenschaften sind die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung für Unternehmen. Sie übernehmen die Kosten für Heilbehandlungen, Rehabilitation, Rentenzahlungen und gegebenenfalls Umschulungen nach Arbeitsunfällen oder Berufskrankheiten. Darüber hinaus beraten sie dich umfassend zur Prävention von Arbeitsunfällen, stellen Informationsmaterial bereit und bieten Schulungen an. Durch regelmäßige Sicherheitsprüfungen helfen sie, Gefahrenquellen im Betrieb zu identifizieren und zu minimieren. Die Mitgliedschaft sorgt dafür, dass Mitarbeitende bestmöglich abgesichert sind und du als Unternehmer:in vor Schadensersatzforderungen geschützt wirst.

Die richtige Berufsgenossenschaft finden

Welche Berufsgenossenschaft zuständig ist, hängt von deiner Branche und deinen Tätigkeiten ab. Es gibt insgesamt neun gewerbliche Berufsgenossenschaften sowie die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau. Prüfe, welche Tätigkeiten in deinem Betrieb dominieren und vergleiche sie mit den Zuständigkeitslisten der Berufsgenossenschaften. Bei Mischbetrieben entscheidet die Haupttätigkeit. Im Zweifel kannst du eine Voranfrage stellen oder dich von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung beraten lassen. Bewahre die Antwortschreiben gut auf, damit im Fall einer späteren Prüfung klar ist, dass du deiner Mitwirkungspflicht nachgekommen bist.

Schritt-für-Schritt zur Anmeldung

Für die Anmeldung benötigst du Informationen zu deiner Rechtsform, dem Sitz deines Unternehmens, der Anzahl der Mitarbeitenden sowie zur betrieblichen Tätigkeit. Fülle das Antragsformular sorgfältig aus und reiche es schriftlich oder online ein. Viele Berufsgenossenschaften bieten digitale Portale, die den Prozess beschleunigen. Nach Eingang der Unterlagen erhältst du eine Bestätigung sowie deine Mitgliedsnummer. Diese Nummer musst du künftig bei Lohnabrechnungen, Unfallmeldungen und Schriftverkehr angeben. Kontrolliere, ob alle Angaben korrekt übernommen wurden, und melde Änderungen – etwa bei Mitarbeiterzahlen oder Tätigkeiten – umgehend nach.

Gefahrtarife und Beitragsberechnung verstehen

Die Beiträge zur Berufsgenossenschaft orientieren sich am Gefahrtarif, der branchenspezifisch festlegt, wie risikoreich eine Tätigkeit ist. Je gefährlicher die Arbeit, desto höher der Beitragssatz. Die Höhe deines Jahresbeitrags ergibt sich aus der Lohnsumme aller versicherten Mitarbeitenden, multipliziert mit dem Gefahrentarif und dem Umlagefaktor der Berufsgenossenschaft. Es lohnt sich, den Gefahrtarif zu prüfen und bei falscher Zuordnung Einspruch einzulegen. Achte darauf, dass du Lohnsummen korrekt meldest und Fristen einhältst, denn Säumniszuschläge können schnell teuer werden. Durch konsequente Präventionsarbeit kannst du langfristig von Beitragsrabatten profitieren.

Unfallmeldungen und Meldepflichten erfüllen

Kommt es zu einem Arbeitsunfall oder Wegeunfall, musst du ihn der Berufsgenossenschaft melden, wenn Mitarbeitende mehr als drei Kalendertage arbeitsunfähig sind oder sogar tödlich verunglücken. Nutze das Formular F 1050 oder das entsprechende Online-System. Dokumentiere den Unfallhergang genau und sichere Beweise, beispielsweise Fotos oder Zeugenaussagen. Innerhalb von drei Tagen sollte die Meldung vorliegen. Zusätzlich bist du verpflichtet, eine Unfallanzeige an das zuständige Gewerbeaufsichtsamt zu senden, wenn der Unfall tödlich war oder mehrere Personen betroffen sind. Eine lückenlose Dokumentation schützt dich vor Haftungsrisiken.

Prävention als laufende Aufgabe etablieren

Berufsgenossenschaften setzen stark auf Prävention. Sie stellen Branchenregeln, Handlungshilfen und Checklisten zur Verfügung, die du in deinen Arbeitsalltag integrieren solltest. Regelmäßige Gefährdungsbeurteilungen sind Pflicht und dienen als Grundlage für konkrete Schutzmaßnahmen. Sensibilisiere dein Team durch Unterweisungen, Sicherheitsbegehungen und Notfallübungen. Investiere in persönliche Schutzausrüstung und überprüfe Maschinen, Arbeitsplätze und Software auf Sicherheitslücken. Indem du Prävention zur Chef:innensache machst, reduzierst du nicht nur Unfallrisiken, sondern verbesserst auch die Motivation und Zufriedenheit deiner Mitarbeitenden.

Zusammenarbeit mit Fachkräften für Arbeitssicherheit und Betriebsärzt:innen

Je nach Unternehmensgröße und Gefährdungslage musst du Fachkräfte für Arbeitssicherheit sowie Betriebsärzt:innen bestellen. Die Berufsgenossenschaft informiert dich darüber, welche Betreuungsform erforderlich ist. In kleineren Betrieben reicht oft das Unternehmermodell, bei dem du selbst geschult wirst und beratende Unterstützung erhältst. Größere Unternehmen benötigen externe oder interne Spezialist:innen, die Arbeitsschutzmaßnahmen planen, kontrollieren und dokumentieren. Eine enge Zusammenarbeit sorgt dafür, dass gesetzliche Vorgaben eingehalten werden und dein Betrieb im Falle einer Kontrolle gut aufgestellt ist.

Folgen bei Versäumnissen

Wer sich nicht rechtzeitig bei der Berufsgenossenschaft anmeldet oder Beiträge nicht zahlt, riskiert empfindliche Sanktionen. Diese reichen von Bußgeldern über Nachforderungen bis hin zu Zwangsmaßnahmen. Noch gravierender sind mögliche Regressforderungen, wenn ein Unfall geschieht und kein Versicherungsschutz besteht. Dann musst du sämtliche Kosten für Behandlung, Reha und Renten selbst tragen. Darüber hinaus drohen strafrechtliche Konsequenzen, wenn fahrlässige oder vorsätzliche Pflichtverletzungen vorliegen. Es ist daher in deinem eigenen Interesse, die Prozesse sauber aufzusetzen und regelmäßig zu überprüfen.

Digitalisierung und Serviceangebote nutzen

Viele Berufsgenossenschaften bauen ihre digitalen Angebote aus. Portale wie „Meine BG“ ermöglichen die elektronische Übermittlung von Lohnnachweisen, Unfallmeldungen und Stammdatenänderungen. Zusätzlich gibt es E-Learning-Kurse, Webinare und branchenspezifische Apps, die beim Arbeitsschutz unterstützen. Nutze diese Tools, um Prozesse zu beschleunigen und Dokumentation zu vereinfachen. Halte Ausschau nach Förderprogrammen oder Kooperationen, die die Berufsgenossenschaften anbieten, beispielsweise Zuschüsse für ergonomische Arbeitsplätze oder Sicherheitsinvestitionen.

Praktische Checkliste für deinen Betrieb

  1. Zuständige Berufsgenossenschaft ermitteln und Kontakt aufnehmen.
  2. Anmeldeformular vollständig ausfüllen und fristgerecht einreichen.
  3. Mitgliedsnummer und Zugangsdaten sicher ablegen.
  4. Gefährdungsbeurteilung durchführen und dokumentieren.
  5. Fachkraft für Arbeitssicherheit sowie Betriebsärzt:in einbinden.
  6. Mitarbeitende regelmäßig unterweisen und über Schutzmaßnahmen informieren.
  7. Lohnsummen und Änderungen termingerecht melden.
  8. Unfallmeldungen innerhalb der Frist übermitteln.
  9. Präventionsangebote und Schulungen der Berufsgenossenschaft nutzen.
  10. Prozesse jährlich überprüfen und weiterentwickeln.

Indem du diese Schritte systematisch abarbeitest, stellst du sicher, dass dein Unternehmen rechtlich abgesichert ist und deine Mitarbeitenden unter bestmöglichen Bedingungen arbeiten können.

Branchenspezifische Besonderheiten beachten

Je nach Branche unterscheiden sich die Anforderungen der Berufsgenossenschaften erheblich. In der Bauwirtschaft stehen Baustellensicherheit, Gerüstbau und Absturzsicherung im Fokus. Im Handel spielen ergonomische Arbeitsplätze, Ladensicherheit und der Umgang mit Gefahrstoffen eine Rolle. Dienstleistungsunternehmen mit Bildschirmarbeitsplätzen müssen vor allem auf ergonomische Ausstattung, Pausenregelungen und psychische Gesundheit achten. Produktionsbetriebe profitieren von Maschinenrichtlinien, Wartungsplänen und Notfallübungen. Analysiere gemeinsam mit der Berufsgenossenschaft, welche branchenspezifischen Regeln für dich relevant sind, und dokumentiere deine Maßnahmen. So stellst du sicher, dass du bei Prüfungen gut vorbereitet bist und gleichzeitig die Gesundheit deiner Mitarbeitenden langfristig schützt.

FAQ zur Berufsgenossenschaft

Muss ich mich auch anmelden, wenn ich nur kurzfristig Personal beschäftige? Ja, auch saisonale Arbeitskräfte oder kurzfristige Aushilfen lösen die Versicherungspflicht aus.

Was passiert, wenn ich keine Mitarbeitenden mehr habe? Informiere die Berufsgenossenschaft schriftlich. Der Versicherungsschutz ruht, allerdings können Mindestbeiträge fällig bleiben.

Benötigen Solo-Selbstständige ohne Mitarbeitende eine Mitgliedschaft? In einigen Branchen besteht auch dann Versicherungspflicht. Prüfe die Ausnahmeregelungen deiner Berufsgenossenschaft.

Kann ich freiwillig mehr Leistungen absichern? Viele Berufsgenossenschaften bieten Zusatzversicherungen oder Kooperationen mit privaten Trägern an, um auch Unternehmer:innen besser zu schützen.

Wie erhalte ich Förderungen für Präventionsmaßnahmen? Reiche Projektskizzen und Kostenvoranschläge ein. Die Berufsgenossenschaft entscheidet im Einzelfall über Zuschüsse, beispielsweise für Ergonomiemöbel, Lüftungsanlagen oder Schulungen.