Für die Kasse gibt es strenge rechtliche Anforderungen vom Finanzamt. Zudem sollte ein Kassensystem einfach zu bedienen sein und wertvolle Daten liefern.
Wir haben die wichtigsten Anbieter von modernen Kassenlösungen verglichen.
Warum ein modernes Kassensystem mehr ist als ein Zahlungsgerät
Für Unternehmen im Einzelhandel und in der Gastronomie ist ein Kassensystem das Herzstück des operativen Geschäfts. Es verarbeitet Zahlungen, erstellt Belege, speichert Umsätze und liefert Daten für Buchhaltung, Warenwirtschaft sowie Marketing. Gleichzeitig unterliegt es strengen gesetzlichen Vorgaben: Seit der Kassensicherungsverordnung müssen elektronische Kassen eine zertifizierte technische Sicherheitseinrichtung (TSE) nutzen, Belege digital speichern und jederzeit prüfbar machen. Wer sich frühzeitig mit den Anforderungen beschäftigt, vermeidet teure Nachrüstungen, Betriebsprüfungen oder Bußgelder.
Gesetzliche Vorgaben im Überblick
Die wichtigsten Rechtsgrundlagen sind die Abgabenordnung, die GoBD (Grundsätze zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern) sowie die Kassensicherungsverordnung. Sie verlangen, dass alle Kassendaten unveränderbar aufgezeichnet, zehn Jahre aufbewahrt und dem Finanzamt bei einer Kassennachschau sofort bereitgestellt werden. Zudem müssen Kund:innen seit 2020 einen Beleg erhalten, es sei denn, du beantragst eine Befreiung. Moderne Kassensysteme erfüllen diese Vorgaben automatisch, indem sie jede Transaktion mit der TSE signieren und Belege digital archivieren. Informiere dich, welche Anforderungen dein Bundesland zusätzlich stellt, beispielsweise bei offenen Ladenkassen oder mobilen Verkaufsstellen.
Hardware- und Software-Komponenten
Ein Kassensystem besteht aus Hardware wie Tablets, Terminals, Bondruckern und Kassenschubladen sowie aus Software, die Warenbestände, Preise und Rabatte verwaltet. Entscheide, ob du ein Komplettpaket aus einer Hand oder eine modulare Lösung bevorzugst. Tablets bieten Flexibilität, da sie sich leicht erweitern lassen und für mobile Bestellungen geeignet sind. Stationäre Terminals sind robuster und langlebiger. Wichtig ist, dass alle Komponenten TSE-fähig sind und bei Bedarf offline funktionieren. Prüfe, ob du Barcode-Scanner, Küchenmonitore oder Waagen integrieren musst. Eine gute Dokumentation des Herstellers erleichtert Installation und Wartung.
Auswahl des passenden Anbieters
Der Markt bietet zahlreiche Anbieter – von spezialisierten Kassensystemen für die Gastronomie über cloudbasierte Allround-Lösungen bis hin zu branchenspezifischen Systemen für Apotheken oder Modegeschäfte. Vergleiche Funktionen wie Tischverwaltung, Lagerverwaltung, Mitarbeitermanagement, Gutscheinverwaltung und Anbindung an Onlineshops. Berücksichtige auch die Kostenstruktur: Manche Anbieter verlangen eine monatliche Lizenzgebühr, andere verkaufen das System einmalig und erheben Gebühren für Updates oder Support. Achte auf Vertragslaufzeiten und Kündigungsfristen. Fordere Demoversionen an, teste die Benutzerfreundlichkeit und beziehe dein Team in die Entscheidung ein.
Integration in deine Prozesse
Ein Kassensystem sollte nahtlos mit Buchhaltung, Warenwirtschaft und E-Commerce verbunden sein. Prüfe, ob Schnittstellen zu deinem ERP-System, zu Zahlungsdienstleistern und zu CRM-Tools bestehen. Automatisierte Datenflüsse reduzieren den Aufwand für die Buchhaltung und verhindern Fehler durch manuelle Eingaben. Wenn du einen Onlineshop betreibst, sollte das Kassensystem Lagerbestände in Echtzeit synchronisieren, damit keine Überverkäufe entstehen. In der Gastronomie kann eine Integration mit Reservierungssystemen oder Lieferdiensten sinnvoll sein. Dokumentiere alle Schnittstellen, damit du bei Systemupdates schnell reagieren kannst.
Schulung und Change Management
Die Einführung eines neuen Kassensystems bedeutet Veränderung für dein Team. Plane Schulungen ein, in denen Mitarbeitende Funktionen ausprobieren, typische Szenarien durchspielen und Fragen stellen können. Erstelle Handouts oder Video-Tutorials, damit neue Mitarbeitende schnell eingearbeitet werden. Definiere klare Verantwortlichkeiten für Kassenabschlüsse, Stornierungen und Retouren. Ein gutes Change Management sorgt dafür, dass dein Team das System akzeptiert und konsequent nutzt. Sammle Feedback und optimiere Einstellungen laufend.
Sicherheit und Datenschutz
Kassensysteme verarbeiten sensible Zahlungsdaten und personenbezogene Informationen. Achte darauf, dass dein Anbieter die Anforderungen der DSGVO erfüllt, Daten verschlüsselt überträgt und in zertifizierten Rechenzentren speichert. Implementiere rollenbasierte Zugriffe, damit nur befugte Personen bestimmte Funktionen nutzen können. Regelmäßige Backups schützen vor Datenverlust. Viele Anbieter ermöglichen automatische Backups in der Cloud; ergänzend solltest du lokale Sicherungen anlegen. Dokumentiere Sicherheitsmaßnahmen und schule dein Team im Umgang mit verdächtigen E-Mails oder Social-Engineering-Versuchen.
Wartung und Support
Frage deinen Anbieter, wie Updates bereitgestellt werden, wie schnell der Support reagiert und ob es Notfall-Hotlines gibt. Gerade in Stoßzeiten kann ein Ausfall hohe Umsatzeinbußen verursachen. Vereinbare Service-Level, die Reaktionszeiten und Ersatzgeräte regeln. Halte Ersatzdrucker, Ladekabel und Papierrollen bereit, um Ausfälle zu minimieren. Dokumentiere Wartungstermine und aktualisiere Firmware regelmäßig. Wenn du mehrere Filialen betreibst, lohnt sich ein zentraler Administrationszugang, mit dem du Einstellungen aus der Ferne anpassen kannst.
Kassenbuch und Tagesabschlüsse
Auch mit einem modernen System musst du Tagesabschlüsse sorgfältig durchführen. Lege fest, wann der Kassenabschluss stattfindet, wer verantwortlich ist und wie Differenzen dokumentiert werden. Das System sollte Z-Bons erzeugen, die alle Tagesumsätze ausweisen und revisionssicher gespeichert werden. Bewahre Ausdrucke auf oder archiviere sie digital. Prüfe regelmäßig, ob die tatsächlichen Bargeldbestände mit den Systemdaten übereinstimmen. Abweichungen müssen erklärt und dokumentiert werden. Eine saubere Kassenführung schützt dich bei Betriebsprüfungen und schafft Vertrauen bei Investor:innen.
Erweiterungen und Zusatzmodule
Viele Kassensysteme lassen sich mit Zusatzmodulen erweitern. Dazu gehören Loyalty-Programme, digitale Stempelhefte, Kundenanzeigen, Self-Checkout-Lösungen oder mobile Zahlterminals. Überlege, welche Features zu deinem Geschäftsmodell passen und ob sie einen Mehrwert bieten. Ein Loyalty-Programm kann beispielsweise den Umsatz steigern, wenn Kund:innen Punkte sammeln und einlösen können. Ein Self-Checkout entlastet Personalspitzen, verlangt aber Investitionen in Sicherheit und Überwachung. Prüfe, ob Erweiterungen GoBD-konform sind und sich in deine Datenstrategie einfügen.
Praxisbeispiel: Gastronomie
Eine junge Restaurantkette entscheidet sich für ein cloudbasiertes Kassensystem mit Tischverwaltung und Küchenmonitor. Bestellungen werden direkt am Tisch aufgenommen und erscheinen Sekunden später in der Küche. Das System synchronisiert sich mit dem Lieferdienst, sodass Lieferaufträge automatisch ins Kassensystem fließen. Am Ende des Tages erstellt die Filialleitung einen Abschluss, exportiert die Daten an die Buchhaltung und überprüft den Bargeldbestand. Durch die Integration mit dem Warenwirtschaftssystem erkennt das Team rechtzeitig, welche Zutaten nachbestellt werden müssen. Die Daten dienen zudem, um Stoßzeiten zu analysieren und Personaleinsatzpläne zu optimieren.
Nächste Schritte
Sobald du dein Kassensystem ausgewählt hast, erstelle einen Einführungsplan. Reserviere Zeit für Installation, teste Zahlungsarten, richte Benutzerrollen ein und verknüpfe Schnittstellen. Dokumentiere Einstellungen und sichere Zertifikate deiner TSE. Informiere dein Team über neue Prozesse und lege fest, wie Supportfälle eskaliert werden. Mit einem professionell implementierten Kassensystem erfüllst du nicht nur gesetzliche Anforderungen, sondern erhältst wertvolle Daten, um dein Unternehmen effizient zu steuern und Kund:innen ein zeitgemäßes Einkaufserlebnis zu bieten.